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Erster Pflegeeinsatz deutscher Soldaten auf der grünen Insel

Freiwillige des Allied Rapid Reaction Corps und deutsche Schülergruppe aus Wolfsburg in Glencree

An der Eichendorff-Schule in Wolfsburg ist der kleine, in einem ehemaligen Steinbruch gelegene deutsche Soldatenfriedhof Glencree schon seit Jahren vielen ein Begriff. Jetzt lernten ihn auch deutsche Soldaten des ARRC (Allied Rapid Reaction Corps) im englischen Innsworth kennen – der erste Pflegeeinsatz der Bundeswehr auf der grünen Insel. Den Anstoß dazu gab der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
 

Die Pflege der einzigen deutschen Anlage in Irland mit 143 Toten beider Weltkriege hat der Volksbund einem örtlichen Gärtner übertragen. Gruppen der Eichendorffschule unterstützen ihn bei jährlichen Projektreisen.
 

Schneiden, reinigen, verfugen

Auf Anfrage des Volksbundes hat sich nun erstmals für deutsche Soldaten die Gelegenheit für einen Pflegeeinsatz ergeben. Ziemlich genau 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa traf der Deutsche Anteil des ARRC mit neun Soldaten in Glencree ein. Eine der Ehefrauen unterstützte ebenfalls.

Eine Woche lang erledigte die Gruppe die Arbeiten, für die dem Gärtner oft die Zeit fehlt und der Schülergruppe die Geräte: Hecken und Büsche schneiden, gepflasterte Flächen aus Naturstein reinigen und neu verfugen. Auch die eingravierten Schriften am Eingang und an einer Stele frischte die Gruppe auf.
 

Biographien recherchiert

An drei Tage Arbeit schloss sich ein weiterer Tag mit Besuch der Schülergruppe aus Wolfsburg an, die ihr Projekt zu Glencree vorstellte. Unter der Leitung von Lehrerin Susanne Wolf recherchieren die Schülerinnen und Schüler Lebensgeschichten derer, die in Glencree bestattet sind. Mehr dazu hier: Von der Angst des Bomberpiloten – Kriegsgräber in Irland. Den Abschluss bildete die Kranzniederlegung mit Christian Resch, Chargé d‘affaires und damit Vertreter des Deutschen Botschafters in Dublin.

Die Andacht hielt Florian von Issendorf, deutscher Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde aus Dublin. Bei sonnigem Wetter gedachte die kleine Gruppe aus Schülerinnen und Schülern, Soldaten, diplomatischen und Kirchen-Vertretern der Kriegstoten, die in Glencree ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Weite Fahrt für Trompetensolo

Eine besondere Ehrerweisung erfolgte durch „Bandswoman” Emma-Lee Meegan von den irischen Streitkräften: Sie hatte eine zweistündige Anreise auf sich genommen, um die Gedenkstunde mit dem traditionellen Trompetenstück „Der gute Kamerad“ zu beschließen. 

Irland bringt man nicht sofort mit den beiden Weltkriegen in Verbindung. Dennoch sind auf und vor der grünen Insel sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Ihre Gräber wurden bis 1961 jeweils dort angelegt, wo sie gestorben waren oder wo sie gefunden wurden.

 

Tote der „Arandora Star“

Ihre Geschichten sind so unterschiedlich wie die Todesursachen. Der Großteil der 134 Kriegstoten gehörte Flugzeugbesatzungen an, die während des zweiten Weltkrieges über Irland abstürzten, oder waren Seefahrer, deren Leichname an der Küste angeschwemmt wurden.

Ein tragisches Schicksal ereilte 46 Internierte, die bei der Torpedierung der „Arandora Star“ durch das deutsche U-Boot U-47 starben. An den Stränden Irlands angespült, wurden sie zunächst am jeweiligen Fundort beigesetzt.
 

Aus ganz Irland nach Glencree

Im Rahmen der Annäherung zwischen der jungen Bundesrepublik Deutschland und der Republik Irland wurde ab Mitte der 1950er Jahre nach einem Ort gesucht, an dem alle deutschen Kriegstoten gemeinsam beigesetzt werden sollten.

Die Federführung für das Projekt hatte schon damals der Volksbund. Zwischen 1959 und 1961 wurde das Gräberfeld für die Kriegstoten in dem stillgelegten Steinbruch angelegt. 1961 begann die Umbettung aus mehr als 150 Gräbern in 15 Countys aus ganz Irland. 1974 wurde Hermann Görtz als letzter auf die Kriegsgräberstätte Glencree umgebettet.
 

Nachfahren von Kriegswaisen

Görtz war ein ehemaliger deutscher Spion, der sich nach Kriegsende mit der Operation „Shamrock“ für die Aufnahme von rund 500 deutschen Kriegswaisen durch irische Familien eingesetzt hatte.

Inzwischen leben diese Kriegswaisen in zweiter und dritter Generation in Irland und bilden den Kern der lebendigen deutschen Gemeinschaft um die Evangelisch-Lutherische Gemeinde der St. Finian’s Church in Dublin.
 

Text: Jens Bönck
ARRC-Personaloffizier

Der Volksbund ist ...

… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Die Bundeswehr ist einer der wichtigsten Partner und übernimmt rund 70 Pflegeeinsätze im Jahr.

Für seine Arbeit ist der Volksbund dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.

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